Kosten für Umstellung auf Eigenverbrauch einkalkulieren
Alte Photovoltaik-Anlagen speisen den Solarstrom in der Regel vollständig ein. Damit Sie den Solarstrom künftig vorrangig selbst verbrauchen können, muss die Photovoltaik-Anlage im Zählerschrank umgeklemmt werden, so dass der Solarstrom direkt in die Stromkreise des Hauses fließen kann. Die elektrotechnischen Arbeiten müssen durch einen Fachbetrieb ausgeführt werden und kosten im einfachsten Fall ab 200 Euro. Ist die Umstellung mit größerem Modernisierungsaufwand an der Elektroinstallation verbunden, kann es auch deutlich teurer werden. Mit dem Einbau eines Batteriespeichers und eines dabei meist nötigen, neuen Zählerschranks können die Kosten (ohne den Batteriespeicher selbst) bis auf 2.000 Euro steigen.
Bevor Sie Ihre Anlage umrüsten lassen, informieren Sie sich über Zuschüsse zur Umstellung. Einige Kommunen bieten Unterstützungen für den Weiterbetrieb von Ü20-Anlagen an.
Auf Eigenverbrauch umzustellen, kann sich lohnen
Das EEG sieht vor, dass Betreiber:innen von Ü20-Anlagen auf Eigenverbrauch umstellen können und für den überschüssigen, ins Netz eingespeisten Strom ebenfalls die Anschlussvergütung (Marktwert Solar abzüglich Kostenpauschale, siehe oben) erhalten. Die dadurch eingesparten Stromkosten ermöglichen es zusammen mit der Überschussvergütung, auch kleine Photovoltaik-Anlagen wirtschaftlich weiter zu betreiben, wie unsere Rechenbeispiele zeigen.
Hierbei wird unterstellt, dass Sie die Anlage zehn Jahre lang nach bestandenem Anlagen-Check weiterbetreiben können. Außerdem sollte die Umstellung nicht mit grundsätzlichen Modernisierungen der Elektroinstallation, wie beispielsweise des Zählerschranks verbunden sein. Dies würde den Weiterbetrieb kleiner Ü20-PV-Anlagen meist unwirtschaftlich machen.
Entscheidend ist hier nicht ein prozentual, sondern ein in Kilowattstunden (kWh) hoher eigener Verbrauch des erzeugten Solarstroms. Multipliziert mit dem Arbeitspreis für Strom, errechnen sich so die einsparbaren Stromkosten. Je größer die installierte Leistung der Ü20-Anlage und je höher ein sinnvoll benötigter Stromverbrauch sind, desto besser. Der Eigenverbrauch ergibt sich immer individuell aus dem Zusammenspiel von Anlagengröße, Stromverbrauch und Nutzungsverhalten.
Rechenbeispiel 1 (Abschätzung) | |
---|
Ü20 Anlage | 2 kWp |
Anlagenertrag | 850 kWh pro kWp |
Erzeugung | 1.700 kWh |
Eigenverbrauch prozentual | 40 % |
Eigenverbrauch absolut | 680 kWh |
Überschusseinspeisung | 1.020 kWh |
Stromverbrauch | 3.000 kWh |
Arbeitspreis | 0,33 €/kWh |
Anschlussvergütung nach EEG (Schätzung) | 0,04 €/kWh |
Anlagencheck | 300 € |
Umrüstung auf Eigenverbrauch | 200 € |
Weiterbetriebsperspektive | 10 Jahre |
Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben im 1. Weiterbetriebsjahr (gerundet) | |
---|
Einnahmen | |
Ersparnis Eigenverbrauch | 224 € |
Überschussvergütung | 41 € |
Summe Einnahmen | 265 € |
Ausgaben | |
jährl. Anteil Anlagencheck (300 Euro verteilt auf 10 Jahre) | 30 € |
jährl. Anteil Umstellung (200 Euro verteilt auf 10 Jahre) | 20 € |
laufende Betriebskosten | 100 € |
Summe Ausgaben | 150 € |
Überschuss | 115 € |
Rechenbeispiel 2 (Abschätzung) | |
---|
Ü20 Anlage | 5 kWp |
Anlagenertrag | 850 kWh pro kWp |
Erzeugung | 4.250 kWh |
Eigenverbrauch prozentual | 20 % |
Eigenverbrauch absolut | 850 kWh |
Überschusseinspeisung | 3.400 kWh |
Stromverbrauch | 3.000 kWh |
Arbeitspreis | 0,33 €/kWh |
Anschlussvergütung nach EEG (Schätzung) | 0,04 €/kWh |
Anlagencheck | 300 € |
Umrüstung auf Eigenverbrauch | 200 € |
Weiterbetriebsperspektive | 10 Jahre |
Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben im 1. Weiterbetriebsjahr (gerundet) | |
---|
Einnahmen | |
Ersparnis Eigenverbrauch | 280 € |
Überschussvergütung | 135 € |
Summe | 415 € |
Ausgaben | |
jährl. Anteil Anlagencheck | 30 € |
jährl. Anteil Umstellung | 20 € |
laufende Betriebskosten | 100 € |
Summe | 150 € |
Überschuss | 265 € |
Möglicherweise spielen wirtschaftliche Aspekte auch nicht immer die ausschlaggebende Rolle. Wenn Ihnen Klimaschutz und Energiewende wichtig sind, "darf" die Anlage auch einfach nur sauberen Strom erzeugen.
Eigenverbrauch steigern, zusätzliche Nutzungen für Solarstrom einbeziehen
Kleine Schritte auf dem Weg mehr Solarstrom selbst zu verbrauchen, können Sie gehen, indem Sie Ihr Verhalten ändern. Dazu zählt beispielsweise, die Wasch- oder Spülmaschine tagsüber bei Sonnenschein laufen zu lassen.
Den Eigenverbrauch von Solarstrom können Sie auch erhöhen, indem Sie weitere Anwendungsbereiche Ihres Haushalts elektrifizieren. Technisch sinnvoll und wirtschaftlich attraktiv kann es bei zentraler Warmwasserbereitung mit Gas oder Öl sein, einen PV-Heizstab einzusetzen. Sofern sich der vorhandene Warmwasserspeicher nachrüsten lässt, lohnt es sich, über einen Heizstab nachzudenken.
Sie sparen damit Gas oder Öl ein und reduzieren Kosten für diese fossilen Energien. Unter Umständen können Sie im Sommer Ihre Heizung abstellen und schonen dadurch Brenner, Umwälzpumpe und Gebläse. Es kommt zu geringerem Verschleiß. Auch eine vorhandene Wärmepumpe kann im Sommer ebenfalls von überschüssigem Solarstrom zur Warmwasserbereitung profitieren.
Große Schritte zur Erhöhung des Eigenverbrauchs gehen Sie mit einem Elektroauto oder Batteriespeicher. Beide Möglichkeiten setzen allerdings größere Investitionen voraus.
Die Alt-Anlage durch eine neue ersetzen?
Falls Sie die Alt-Anlage aus technischen Gründen nicht weiterbetreiben können oder es nicht sinnvoll ist, überlegen Sie, diese durch eine neue, deutlich leistungsstärkere PV-Anlage zu ersetzen. Neue Solarmodule gewinnen auf der gleichen Fläche bis zu doppelt so viel Strom wie die alten. Das ist vor allen Dingen dann lohnenswert, wenn Sie viel Strom verbrauchen oder Ihre Dachfläche groß ist. Auch wenn die Photovoltaik-Anlage deutlich an Leistung eingebüßt hat oder kostspielige Reparaturen anstehen, kann es sinnvoll sein, die Altanlage zu tauschen.
Sie erhalten nach einem Tausch die EEG-Einspeisevergütung, die zu dem Zeitpunkt gültig ist, in dem Sie die neue Anlage in Betrieb nehmen, wiederum für 20 Jahre plus dem Jahr der Inbetriebnahme. Sie liegt laut EEG für 2024 bei 12,73 Cent/kWh (bei Einspeisung des gesamten Solarstroms) bzw. bei 8,03 Cent/kWh (bei Teileinspeisung und Eigenverbrauch). Da die Anlagenpreise in den vergangenen 20 Jahren um mehr als 80 Prozent gesunken sind, ist es inzwischen erschwinglich und auch wirtschaftlich sinnvoll, die vorhandene Dachfläche voll zu belegen.
Funktionstüchtige Altmodule können Sie beispielsweise im Garten, Wochenendhaus oder Wohnmobil für "Inselanlagen" verwenden oder Entwicklungshilfeprojekten zur Verfügung stellen. Es gibt auch immer wieder andere Betreiber, die froh sind, wenn sie solche Altmodule angeboten bekommen, um sie gegen defekte Solarmodule auszutauschen.