Das Wichtigste in Kürze:
- Tomaten sind ein anspruchsvolles Gemüse und benötigen viel Wasser, Wärme und Licht.
- Nur 13 Prozent der verkauften Tomaten stammen aus Deutschland. Der große Rest sind Importe aus den Niederlanden, Spanien und anderen Ländern.
- Der Anbau erfolgt in Deutschland und den Niederlanden fast ausschließlich in beheizten Gewächshäusern. In wärmeren Anbaugebieten wie Spanien geschieht dies auch unbeheizt unter Folien.
- Heimische Tomaten – aber auch die aus den Niederlanden und Belgien – sind von Ende Mai bis September eine gute Wahl.
- Ähnliche Bedingungen gelten für Gurken, Paprika und Auberginen.
Darum ist die Tomate so beliebt
Tomaten sind mit Abstand das beliebteste Gemüse in Deutschland. Durchschnittlich werden in Deutschland knapp 30 Kilogramm Tomaten pro Kopf und Jahr verzehrt, davon rund ein Drittel als frische Tomaten. Das Gemüse ist kalorienarm, vielseitig einsetzbar und hat viel Vitamin C, Kalium, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die wertvoll für eine ausgewogene und gesunde Ernährung sind.
Groß klein, rund, lila, rot, grün: Die Vielfalt der Tomaten ist immens groß. Die Anzahl an Tomatensorten wird auf rund 10.000 geschätzt. Jede Tomatensorte unterscheidet sich nicht nur im Aussehen, sondern auch im Geschmack und in der Konsistenz von anderen Sorten. In den Handel kommen allerdings meist nur etwa 10 Sorten.
Die Tomate ist ein sehr anspruchsvolles Gemüse. Für ein gutes Wachstum braucht sie viel Wasser, Licht und Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Zudem ist sie empfindlich gegenüber Regen, Wind und hoher Luftfeuchtigkeit und ist nur kurz lagerfähig.
Deutsche und niederländische Tomaten von Frühjahr bis Herbst
Im Garten oder auf dem Balkon können Sie Tomaten selbst anbauen und von Juli bis September saisonal ernten. Im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt hingegen werden Tomaten das ganze Jahr angeboten. Die Preise unterscheiden sich je nach Jahreszeit.
Im Freiland werden Tomaten in Deutschland kaum angebaut. Dafür ist es meist nicht sonnig genug, zu kalt oder zu feucht. Deutsche Tomaten aus geschütztem Anbau unter Folie gibt es von Juni bis Mitte September, allerdings auch nur in geringen Mengen, weil der Anbau nicht so rentabel ist.
Tomaten werden beinahe ausschließlich in Gewächshäusern angebaut, wo die Ansprüche der Pflanzen gut erfüllt werden. Lampen ergänzen das Sonnenlicht und Heizungen die Sonnenwärme. Die Pflanzen werden in Substrat, auf Steinwollmatten oder anderen Materialien angebaut.
Ein Vorteil des Anbaus in Gewächshäusern sind hohe und vorhersehbare Erträge. Die Gewächshaus-Saison in Deutschland endet in der Regel Ende November. Dann werden die Gewächshäuser komplett geräumt und im Januar neu bepflanzt, sodass ab März wieder erste Ware zur Verfügung steht. Das größte Angebot deutscher Tomaten findet man in den warmen und hellen Monaten von Ende Mai bis Ende September.
Trotz der wachsenden Anbauflächen für Tomaten in Deutschland kann die heimische Produktion den Bedarf in Deutschland nicht decken. Nur 13 Prozent der verkauften Tomaten stammen auch aus Deutschland. Fast der gesamte große Rest der Frischware wird aus den Niederlanden und Spanien importiert. Bei den verarbeiteten Tomatenprodukten, etwa Saucen, gehackte und passierte Tomaten oder Tomatenmark, deckt die deutsche Produktion nur 3,5 Prozent des Bedarfs - der größte Teil stammt hier vor allem aus Mittelmeerländern.
Von März bis Oktober ergänzen niederländische Tomaten das knappe deutsche Angebot, da die Anbaubedingungen vergleichbar sind.
Deutsche und niederländische Tomaten in der kalten Jahreszeit
Tomaten werden in Deutschland und den Niederlanden immer häufiger auch ganzjährig angebaut. Damit auch im Winter Tomaten wachsen können, brauchen die Pflanzen ständig Wärme und Licht. Entsprechend sind Gewächshäuser vor allem in den Wintermonaten extrem energieaufwändig.
Die meisten Gewächshäuser werden bisher mit Gas oder Heizöl beheizt. Das ist nicht klimafreundlich. Der hohe Heiz- und Strombedarf führt dazu, dass der CO2-Fußabdruck einer Gewächshaustomate im Winter fast zehn Mal höher ausfällt als der einer Freilandtomate. Im Vergleich zu einer spanischen Tomate ist der CO2-Fußabdruck etwa sieben Mal höher. Wegen des steigenden Kostendrucks nutzen immer mehr Gartenbaubetriebe statt Gas oder Heizöl alternative und nachhaltigere Energiequellen.
Tomaten aus dem Mittelmeerraum
Vor allem in den kalten Monaten importiert Deutschland frische Tomaten größtenteils aus Spanien. Dort werden sie in der Regel in Folien-Gewächshäusern angebaut.
Wegen der wärmeren Temperaturen muss man hier nicht heizen. Spanische Tomaten schneiden somit beim Energieverbrauch und in der CO2-Bilanz besser ab als Tomaten aus hiesigen beheizten Gewächshäusern. Und das, obwohl sie über weite Strecken per LKW transportiert werden.
In südlichen Anbaugebieten gibt es allerdings ein anderes Problem: Tomatenpflanzen brauchen viel Wasser. Auch die Tomate selbst besteht zu 94 Prozent aus Wasser. Die meisten spanischen Tomaten kommen aus der sehr trockenen Region von Almería im Süden Spaniens. Die ohnehin problematische Wassersituation wird durch den massenhaften Anbau von Obst und Gemüse verschärft.
Das Wasser stammt meist aus Tiefbrunnen, die teilweise sogar illegal angelegt werden. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel und kann sich nicht mehr erholen. Brunnen in Meeresnähe versalzen zunehmend durch eindringendes Salzwasser. Inzwischen wird deshalb verstärkt Wasser aus Meerwasserentsalzung genutzt. Das wiederum ist wegen des hohen Energieverbrauchs umstritten. Immer wieder wird auch über die schlechten Arbeitsbedingungen von Arbeiter:innen berichtet.
Wie unterscheiden sich Bio-Tomaten von konventionellen Tomaten?
11 Prozent der in Deutschland angebauten Tomaten stammen aus dem Bio-Anbau. Im Gegensatz zu konventionellen Tomaten müssen Bio-Tomaten in Erde angebaut werden und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger sind verboten. Das wird auch bei den Pestizidrückständen deutlich: Bio-Tomaten haben in der Regel keine Pestizidrückstände.
Aber auch in konventionellen Tomaten aus Deutschland werden im internationalen Vergleich seltener und weniger Pestizidrückstände nachgewiesen.
Der Anbau von Bio- und konventionellen Tomaten unterscheidet sich kaum, auch nicht hinsichtlich sozialer Standards. Einige Bio-Anbauverbände, zum Beispiel Naturland, haben strengere Sozialrichtlinien.
Auch bei "Bio" spielt der Freilandanbau keine nennenswerte Rolle. In der EU-Öko-Verordnung ist das Beheizen von Gewächshäusern nicht geregelt. Bei den meisten Bio-Anbauverbänden gilt jedoch: Gewächshäuser dürfen im Winter nur frostfrei gehalten werden. Die Tomaten werden deshalb später gepflanzt und benötigen weniger Heizenergie. Allerdings bedeutet das geringere Erntemengen. Es werden mitunter auch robustere Sorten verwendet, die aber weniger Ertrag bringen.
Wie kann ich nachhaltig entscheiden und einkaufen?
Eine nachhaltige Entscheidung zu treffen ist nicht immer leicht, denn Nachhaltigkeit hat viele Dimensionen.
- Heimische Tomaten, aber auch die aus den Niederlanden und Belgien, sind von Ende Mai bis September eine gute Wahl. Bei frischen Tomaten müssen die Produzenten oder der Handel Sie über das Ursprungsland informieren.
- Wer Glück hat, findet auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen regionale Tomaten aus dem Freiland oder aus Anbau unter Folie – ohne Heizung. Da die Anbaumethode in der Regel nicht angegeben ist, fragen Sie nach!
- Wie wäre es mit Selbstgärtnern? Das geht auch auf dem Balkon oder Terrasse, macht Spaß, ist nicht schwierig und der Geschmack von ausgereiften Tomaten direkt vom Strauch ist unübertroffen.
- In den anderen Monaten sind frische Tomaten keine optimale Entscheidung. Überlegen Sie, ob nicht zumindest ab und zu andere Gemüse in Frage kommen, die dann nachhaltiger erzeugt werden können. Hilfestellung bietet der Saisonkalender Heimisches Obst und Gemüse der Verbraucherzentralen. Wenn die Tomaten für Suppen, Soßen oder Aufläufe ohnehin zerkleinert und erhitzt werden müssen, sind haltbare Tomatenprodukte wie gehackte oder passierte Tomaten eine nachhaltigere Wahl.