App-Test »Fessies Mülltrennung«: Stress am Fließband

Stand:
Fessies "flinkes Band" stellt einen ordnungsliebenden Drachen im Dienste eines Frankfurter Entsorgungsunternehmens vor die Herausforderung, verschiedene Müllsorten in die korrekten Tonnen zu befördern. Aber lassen sich junge Kinder ebenfalls für die digitale Mülltrennung begeistern?
Illustration eines Drachen am Fließband, der Müll sortiert.

Das kostenlose Lernspiel Fessies Mülltrennung ist eines von zahlreichen Angeboten, dass Kids im Kindergarten- und Grundschulalter die wichtigsten Handgriffe zum Thema Recycling vermitteln möchte. Dass das Regelwerk und die Präsentation der App eher schlicht geraten sind, wäre noch verzeihlich. Die sich wiederholenden Frusterlebnisse aufgrund einer nicht ausgereiften Spielmechanik werden jedoch weder Kinder noch deren Erziehungsberechtige für das Anliegen des Anbieters begeistern. Da kann das App-Maskottchen, der Drache Fessie, noch so zuversichtlich lächeln.

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Name: Fessies Mülltrennung (Alternativtitel: Fessies flinkes Band)
Anbieter: Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH FES (www.fessie.de)
Kategorie: Müllvermeidung
Zielgruppe: Kinder von 4 bis 8 Jahren
Betriebssystem: iOS
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store

Ohne Umwege ans Fließband

Immerhin hinsichtlich der Datensicherheit kann Fessies Mülltrennung weitgehend überzeugen. Die 25 MB kleine App ist schnell installiert und die Eingabe eines frei wählbaren Spielernamens genügt, um mit dem Fingertipp auf "Startgame" ein Spiel zu beginnen. Werbliche Inhalte, Marketing-Cookies, die Preisgabe des Standorts oder anderer persönlicher Daten sind nicht erforderlich. Gerne hätten wir uns innerhalb der App zur Datenschutzpolitik des Angebots informiert, aber der Menüpunkt mit einem Informations-Icon führt lediglich zum Impressumstext. Zudem befindet sich das Icon auf aktuellen Smartphone-Modellen - wir haben die App mit einem iPhone 12 mini und einem iPhone 15 getestet - außerhalb des sichtbaren Bereichs. Nur auf einem älteren iPad-Modell konnte der Menüpunkt angetippt werden. Der Umweg über die offizielle Webseite des Anbieters führt immerhin zur Erkenntnis, dass die durch Nutzer:innen generierten Daten DSGVO-konform und nur anonymisiert für statistische Zwecke verarbeitet werden.

Die nur für iOS-Smartphones und -Tablets erhältliche App hält auf dem Startbildschirm noch eine Highscore-Liste und Anleitung parat. Erstere dürfte nur von Interesse sein, wenn mehrere Kinder auf dem gleichen Mobilgerät nacheinander spielen und dabei vor Beginn jeder neuen Runde ihren Namen eingeben. Ansonsten muss man sich damit begnügen, sich an den eigenen vorherigen Ergebnissen zu messen. Die Existenz der kurzen Anleitung wissen wir zu schätzen, deren Lektüre dürfte aber aufgrund der simplen Spielmechanik für die meisten Verbraucher:innen überflüssig sein.

Screenshots der App FESSIES MÜLLTRENNUNG
Technisch in die Jahre gekommen und mit fragwürdigem Unterhaltungswert: Fessies Mülltrennung bräuchte dringend ein Update. (Quelle: Screenshots)

 

Technisch wie spielerisch herausfordernd

Wer genau hinguckt und die Screenshots des Anbieters im Apple App Store mit denen auf dem eigenen Mobilgerät vergleicht, wird von der Realität überrascht: Offensichtlich ist Fessies Mülltrennung nicht für hochauflösende und zunehmend breite bzw. hohe Bildschirmformate optimiert. Dies sorgt auf den von uns zu Testzwecken genutzten Smartphone-Modellen dafür, dass sich relevante Spielinhalte außerhalb des sichtbaren Bereichs befinden. Auf einem Apple iPad ist die auf dem iPhone kaum erkennbare Zeit-, Punkte- und Levelanzeige am oberen Bildschirmrand zwar sichtbar, dafür bleibt der untere Bereich des Displays ungenutzt.

Dennoch ist Fessies Mülltrennung auch unter diesen alles andere als optimalen Bedingungen spielbar. Zum Sammeln von Punkten müssen lediglich verschiedene Abfallsorten mit dem Zeigefinger in die passenden Tonnen (Restmüll, Wertstoffe, Biomüll und Papier) geschoben werden. Für jeden korrekten Spielzug erhöht sich der eigene Punktestand, für falsch entsorgten Müll gibt es Minuspunkte. Lässt man mehr als zwei Mal ein Abfallprodukt unentsorgt auf dem Fließband vorbeiziehen, hat man seine Leben verwirkt und muss von vorne beginnen. Dies geschieht schneller als erwartet, denn in die falsche Tonne geschobene Gegenstände landen unmittelbar wieder auf dem ohnehin bereits gut gefülltem Fließband. Mehr als zwei falsche Spielzüge in kurzer Folge bedeuten meist Game Over, sofern man sich nicht bereits wenige Sekunden vor Ende eines Levels befindet. Spielanfänger:innen wird dies möglicherweise schnell entmutigen.

Apropos Level: Hiervon gibt es vier von jeweils rund einer Minute Länge. Hat man diese durchgespielt, ist Fessies flinkes Band (alternativer App-Titel) beendet und man kann von Vorne beginnen. Der einzige maßgebliche Unterschied zwischen den Leveln ist das sporadische Auftauchen von nicht sortierbarem Müll wie Elektroschrott und Farbeimern auf dem Fließband. Diesen muss man nach Möglichkeit ignorieren, um den Spielfluss nicht zu unterbrechen und weitere Punkte zu sammeln. Was genau mit den recyclingfähigen und nicht-recyclingfähigen Abfällen passiert, verrät Fessies Mülltrennung nicht. Auch tauchten in unserem Test aufgrund eines Bugs wiederholt nicht-sortierbarer Müll bereits im ersten Level auf.

Fazit

Fessies Mülltrennung ist ein in die Jahre gekommenes Lernspiel für Kinder bis acht Jahren, das aufgrund seiner schlichten Präsentation, geringem pädagogischen Mehrwert und häufigen Frusterlebnissen nicht zu empfehlen ist. Am kritischsten bewerten wir das mangelnde Potenzial der App, die junge Zielgruppe motivieren: So simpel das Spielprinzip auch ist, verzeiht es doch kaum einen Fehler und kann sogar in Punktestände im Minusbereich resultieren. Wer dem Nachwuchs eine unterhaltsamere Annäherung an das wichtige Thema Recycling bieten möchte, greift also besser auf kostenlose Alternativen wie Die Müll AG oder das #wirfuerbio Sortierspiel zurück.

Handhabung3 Sterne
Spaß1 Stern
Mehrwert1 Stern
Motivation1 Stern
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung1 Stern

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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