App-Test »Replace PalmOil«: Weniger Palmöl - mehr Regenwald

Stand:
Dass die Produktion von Palmöl weder gut für das globale Klima, den Regenwald, die dort lebenden Tiere noch die Menschenrechte ist, weiß mittlerweile (fast) jedes Kind. Das digitale Angebot "Replace PalmOil" soll Lebensmittelhersteller dazu motivieren, auf den umstrittenen Rohstoff zu verzichten.
Illustration eines Orang-Utans auf dem Startscreen der App "Replace PalmOil"

Eine kritisch-engagierte Annäherung an das ökologisch wie politisch heiße Eisen Palmöl lässt keine andere Möglichkeit zu, als zu handeln. Zu Recht gilt die Produktion des wertvollen Rohstoffs, die vielerorts nicht nachhaltig erfolgt, aufgrund der Vernichtung des Regenwalds und dort lebenden Menschen und Tiere als Umwelt- und Menschenrechtskatastrophe. Kein Wunder also, dass das Thema auch im Umfeld digitaler Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt. Kürzlich testeten wir an dieser Stelle die App PalmOil Scan, die sich an einem Brückenschlag zwischen den wirtschaftlichen Interessen von Konzernen und den Bedürfnissen der Bevölkerung und Natur in von Palmölproduktion maßgeblich betroffenen Regionen versucht. Etwas konsequenter kommt Replace PalmOil daher. Der App geht es weniger darum, ob das in Lebensmitteln verwendete Palmöl internationale Nachhaltigkeitsstandards erfüllt, sondern möchte es bevorzugt gänzlich aus tausenden Produkten verbannen. Dabei verlässt sich die App auf Daten und Features, die sich auch anderswo bereits bewährt haben.

Off

Name: Replace PalmOil
Anbieter: Orang-Utans in Not e.V. (www.orang-utans-in-not.org)
Kategorie: Produktscanner
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Auf die Plätze... fertig... Scan!

Der Einstieg ins Nutzungserlebnis von Replace PalmOil geschieht ohne nennenswerte Hürden. Nach einer kurzen Erläuterung zu den durch die Palmölproduktion in Borneo, Sumatra und anderen Regionen Asiens verursachten Schäden an Umwelt, Mensch und Tier begrüßt uns ein großer runder Button mit dem Wort "Scannen". Genau wie in bekannten Apps à la ToxFox oder Yuka dient die Smartphone-Kamera als Scanner, mit welcher der Barcode (auch: Strichcode) eines Produkts erfasst werden kann. Dafür muss man der App die Freigabe für die Kamerafunktion erteilen. Eine unproblematische Entscheidung, denn die kostenlose und werbefreie App des gemeinnützigen Anbieters Orang-Utans in Not e.V. aus Leipzig nutzt keine Personendaten für kommerzielle Zwecke.

Gemäß der Datenschutzbestimmungen von Replace PalmOil werden Gerätedaten nur anonymisiert verarbeitet und nicht an Dritte weitergegeben. Individuelle Nutzungsdaten wie beispielsweise die Liste der mit der App gescannten Produkte werden nur lokal auf dem Gerät gespeichert, also nicht an den Anbieter übermittelt. Eine Registrierung ist ebenfalls nicht erforderlich, wodurch bestmögliche Datensparsamkeit und Datenschutz gewährleistet sind.

 

Beispielhafte Screenshots der App Replace PalmOil
Übersichtlichkeit und smarte Nutzerführung in der App Replace PalmOil (Quelle: Screenshots)

 

Bewährte Zutaten in neuem Mix

Das Funktionsprinzip von Replace PalmOil gewinnt keinen Preis für Originalität, überzeugt aber mit einer aufgeräumten Handhabung, die intuitiv verständlich ist. Herzstück der App ist die Scanfunktion. Mit dieser erfasst man den Barcode eines Lebensmittels, das in mehr oder weniger großem Maße Palmöl enthält. Für dessen Erkennung greift die App auf die Produktdatenbank der App CodeCheck zurück, mit deren Anbieter Replace PalmOil zusammenarbeitet. In unserem stichprobenartigen Test mit rund 50 palmölhaltigen Lebensmitteln wurden mehr als 90 Prozent der Produkte erkannt. Nur einige Artikel von Discounter-Eigenmarken (sog. No-Name-Artikel) wurden nicht gefunden. Diese kann man aber zur Ergänzung der Datenbank vorschlagen, was anschließend redaktionell geprüft wird.

Wurde ein Produkt erfasst, das bereits in der Datenbank enthalten ist, kann eine vorformulierte E-Mail an dessen Hersteller geschickt werden. Darin wird zum Ausdruck gebracht, dass man den Verzicht von Palmöl für das gescannte Produkt wünsche, sofern für dessen Gewinnung Palmölplantagen angebaut wurden, die den Regenwald zerstören. Außerdem klärt die E-Mail über kritische Aspekte bei vermeintlich nachhaltig produziertem Palmöl auf und bittet den Hersteller, bestehende Produktions- und Lieferketten auf Umweltverträglichkeit und faire Arbeitsbedingungen zu prüfen. Der Gedanke hinter diesen Botschaften seitens interessierter Verbraucherinnen und Verbraucher: Äußern per Replace PalmOil ausreichend viele Kund:innen den Wunsch nach palmölfreien Alternativen, fühlen sich Lebensmittelkonzerne und -Händler mittelfristig dazu veranlasst, diese auch anzubieten. Zum Zeitpunkt unseres Tests wurden laut App-interner Statistik schon über 60.000 Wünsche nach palmölfreien Produkten verschickt, überwiegend an Konzerne wie Ferrero, Mondelez, Unilever, Mars und Nestlé.

Fazit

Mit seinem geradlinigen und sympathischen Angebot, spielend leichter Bedienung und verbraucherfreundlicher Datenpolitik kann Replace PalmOil in jeder Hinsicht überzeugen. Für ein grundsätzliches Umdenken seitens großer Lebensmittelkonzerne beim Einsatz von Palmöl ist die Reichweite der App vermutlich zu gering. Aber auch kleine Beiträge zugunsten von Umweltschutz und Menschenrechten sind natürlich wertvoll. Und wer nicht nur um Palmölverzicht bitten möchte, sondern schon jetzt auf palmölfreie Lebensmittelalternativen umsteigen möchte, für den hält die Homepage des App-Anbieters einige Empfehlungen parat.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Ratgeber-Tipps

Familienküche
Wie „Familienküche“ ganz entspannt funktionieren kann – das zeigt der gleichnamige Ratgeber der Verbraucherzentrale. Er…
Ratgeber Einfach nachhaltig
Mehr Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Gas. Der Abschied vom Verbrennungsmotor. Ein Aktionsprogramm zum natürlichen…
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Vorsicht vor falschen Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen haben sich in den letzten Monaten die Beschwerden über das Produkt "Healy" gehäuft, weil selbstständige „Healy“-Vertriebspartner:innen behaupten, das Produkt würde etwa bei Multipler Sklerose, Depressionen, ADHS oder Hauterkrankungen helfen. Diese Heilsversprechen sind nicht haltbar.
Foto einer Frau, die auf einem Sofa sitzt und bestürzt in ein geöffnetes Paket schaut.

Shoppen auf Online-Marktplätzen: Verbraucher:innen erwarten sichere Produkte

Die Mehrheit der Verbraucher:innen erwartet, dass die Produkte auf Online-Marktplätzen sicher und gesetzkonform sind – und sehen die Plattformbetreiber in der Verantwortung. Das zeigt eine Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Aktuell sind Plattformen nicht in der Pflicht, Produktsicherheit zu gewährleisten.
Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding-Unternehmen: Letzte Chance für Verbraucher:innen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Noch bis zum 31. Dezember 2024 können Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.