Ein Vier-Personen-Haushalt gibt pro Tag zwischen sechs und zwölf Liter Wasser an die Luft ab. Wird diese Feuchtigkeit nicht regelmäßig rausgelüftet, kann sie Schimmel auslösen – sowohl in Wohnungen mit undichten Fenstern und Dächern als auch in energetisch sanierten Häusern mit Wärmeschutzfenstern. In nicht ausreichend oder gar nicht beheizten Räumen ist die Gefahr besonders groß.
Ein weiterer Grund, regelmäßig zu lüften: Beim Atmen wandeln Menschen und Tiere Sauerstoff in Kohlendioxid (CO2) um. Riecht die Luft abgestanden, liegt das oft an einer Kombination aus zu hoher Kohlendioxid-Konzentration, menschlichen Ausdünstungen sowie Schadstoffen und Gerüchen aus Möbeln und Baumaterialien. Die so belastete Raumluft kann Müdigkeit und Konzentrationsprobleme auslösen.
Heizen und Lüften helfen, ein gesundes Wohnklima zu schaffen und Schimmel vorzubeugen.
Was ist ein behagliches Wohnklima?
Bei einem behaglichen Wohnklima kommt es auf das passende Verhältnis von Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit an: Je nachdem, ob die Bewohner:innen gerade auf dem Sofa sitzen oder Hausarbeit erledigen, liegt diese bei einer Temperatur von 18 bis 22 Grad Celsius und bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent. Die Luftfeuchtigkeit im Raum lässt sich leicht mit einem Thermo-Hygrometer kontrollieren, das es für wenige Euro im Baumarkt zu kaufen gibt. Auch einige Smart-Home-Lösungen behalten die Luftfeuchtigkeit über Sensoren im Blick. Sinkt diese unter 30 Prozent, entsteht zwar kein Schimmel, aber die trockene Luft kann die Schleimhäute reizen. Ist sie zum Beispiel im Winter regelmäßig höher als 50 Prozent, steigt die Schimmelgefahr.
Ab einer relativen Luftfeuchte von etwa 70 bis 80 Prozent direkt vor einer Wand, können dort Schimmelpilze wachsen. Dafür muss sich die Wand weder feucht anfühlen noch Kondenswasser sichtbar sein. Dies geschieht erst bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent.
Aufgepasst: Liegt die relative Luftfeuchte in der Mitte eines Raumes bei 50 Prozent, kann sie an kalten Oberflächen wie ungedämmten Außenwänden oder an sogenannten Wärmebrücken trotzdem zu hoch sein.
Hintergrundwissen: Relative und absolute Luftfeuchte – was geschieht beim Lüften?
Luft kann je nach Temperatur eine unterschiedliche Menge Wasser aufnehmen ‒ und zwar umso mehr, je wärmer sie ist:
Bei 0 Grad Celsius kann ein Kubikmeter Luft maximal knapp fünf Gramm Wasser aufnehmen. Die relative Luftfeuchte (der Wert, den das Hygrometer anzeigt) beträgt dann 100 Prozent (siehe Nummer 1 auf der Abbildung oben). Bei 20 Grad passt in die gleiche Menge Luft mehr als die dreifache Wassermenge, nämlich gut 17 Gramm pro Kubikmeter (siehe Nummer 2 auf der Abbildung oben).
Achtung: Nur mit der Temperaturangabe (in Grad Celsius) kann aus der Messung der relativen Luftfeuchte (in Prozent) ermittelt werden, wie viel absolute Feuchte (Wasserdampf Gramm pro Kubikmeter) in der Luft vorhanden ist.
Beispiel: Wird durch Lüften kalte Außenluft (0 Grad) mit vier Gramm Wasser pro Kubikmeter (entspricht 90 Prozent relative Luftfeuchte) in einem beheizten Raum auf 20 Grad erwärmt, liegt die relative Luftfeuchtigkeit nur bei einem Wert von etwa 30 Prozent. Dann kann die Luft wieder neue Feuchtigkeit aufnehmen, die beim nächsten Lüften erneut nach draußen gebracht werden kann (siehe Nummer 3 auf der Abbildung oben).
Kühlt warme Luft an Fenstern, Spiegeln oder in kalten Raumecken ab, so steigt die relative Luftfeuchte an diesen Stellen an. Steigt sie auf 100 Prozent ist Kondenswasser sichtbar.
Um Schimmel vorzubeugen, müssen Sie verhindern, dass sich feuchte Luft an kalten Oberflächen in Ihrer Wohnung so stark abkühlt, dass die relative Luftfeuchte dort auf mehr als 70 Prozent ansteigt. Dafür ist es zum einen wichtig, kalte Oberflächen in der Wohnung warm zu halten. Das gelingt, wenn Heizungsluft sich überall ausbreiten kann. Deshalb nie kalte Außenwände oder die Heizkörper mit Möbeln zustellen. Zum anderen müssen Sie dafür sorgen, dass die Luft in den Räumen nicht zu feucht wird. Dies erreichen Sie durch regelmäßiges Lüften.
Worauf sollte ich beim Lüften achten?
Wie oft und wie lange täglich gelüftet werden muss, um Schimmel und Bauschäden sowie "dicke Luft" durch Innenraumschadstoffe zu vermeiden, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
von den eigenen Wünschen,
wie stark die Raumluft mit Feuchtigkeit, Gerüchen und Schadstoffen belastet ist,
wie gut das Gebäude gedämmt und wie luftdicht die Gebäudekonstruktion ausgeführt ist,
von der Lage des Gebäudes, zum Beispiel freistehend auf dem Land oder in der Innenstadt,
vom Zuschnitt der Wohnung und der Orientierung der Fenster (Querlüften möglich?),
von der Jahreszeit und dem Außenklima (Wind und Wetter).
Daher ist es kaum möglich, allgemeine Empfehlungen für alle Wohnverhältnisse zu geben. Es gibt jedoch ein paar Grundregeln.
Die wichtigsten Lüftungs-Regeln im Überblick
1. Sorgen Sie für frische Luft: regelmäßig Stoß- oder Querlüften
Je mehr Personen sich im Haushalt befinden und je aktiver sie sind, desto öfter muss täglich gelüftet werden: kurz durch ein oder mehrere weit geöffnete Fenster (Stoßlüften) oder quer durch die Wohnung (Querlüften). Das sorgt schnell für frische Luft. Im Winter bei niedrigen Außentemperaturen oder Wind reichen drei bis fünf Minuten. Im Frühjahr oder Herbst kann der komplette Luftaustausch zehn bis 20 Minuten dauern. Aus hygienischen Gründen sollte mindestens drei bis vier Mal pro Tag die Luft komplett ausgetauscht werden. Wenn Sie den ganzen Tag abwesend sind, ist es wichtig, zumindest morgens und abends zu lüften.
2. Vertreiben Sie die Feuchtigkeit sofort nach dem Duschen, Baden, Kochen oder Schlafen lüften
Feuchte Luft sofort nach dem Baden, Duschen und Kochen durch weit geöffnete Fenster raus lüften. Auch das Schlafzimmer gleich nach dem Aufstehen gut durchlüften und anschließend tagsüber auf mindestens 16 bis 18 Grad Celsius beheizen. Je höher die Luftfeuchtigkeit und je niedriger die Raumtemperatur, umso größer ist das Schimmelrisiko. Doch Heizen und Lüften sowie Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen immer zusammen betrachtet werden.
Wie niedrig die Luftfeuchtigkeit sein sollte, hängt vom Bauzustand und der Außentemperatur ab: In einem gut gedämmten Gebäude bereitet ein Wert von rund 60 Prozent in der Wohnung für einige Zeit vielleicht keine Probleme, bei schlechter Gebäudedämmung können an kalten Tagen schon 40 Prozent an den Wärmebrücken und in Raumecken zu viel sein. Liegt die Luftfeuchtigkeit längere Zeit über 50 Prozent, sollte gelüftet werden – spätestens aber dann, wenn die Fensterscheiben von innen beschlagen!
Unser Tipp: Behalten Sie die Luftfeuchtigkeit im Blick – entweder mit einem Thermo-Hygrometer oder per App in Verbindung mit einer Smart-Home-Lösung. So können Sie schnell prüfen, wie trocken oder feucht die Raumluft wird. Analoge und digitale Thermo-Hygrometer gibt es kostengünstig im Baumarkt zu kaufen. Auch CO2-Messgeräte ("CO2-Ampeln") zeigen zusätzlich die Raumtemperatur und relative Luftfeuchte an.
Analoge Hygrometer gibt es für wenige Euro im Baumarkt zu kaufen.
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Digitale Hygrometer zeigen Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf einem Display an.
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Auch viele Smart-home-Lösungen eignen sich, um die Luftfeuchtigkeit im Blick zu behalten.
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3. Kombinieren Sie richtig: je nach Bedarf die richtige Lüftungsweise finden
Manchmal reicht mehrmaliges Öffnen des Fensters nicht aus, um die in Handtüchern, Bettdecken oder Oberflächen von Wänden und Möbeln gespeicherte Feuchtigkeit wieder loszuwerden. Ein gleichmäßiger Luftaustausch nach dem Stoßlüften sorgt dafür, dass diese Feuchtigkeit nach und nach entweicht. Das kann eine Lüftungsanlage wie zum Beispiel eine Abluftanlage im Bad übernehmen.
Oder Sie kippen die Fenster (Spalt- / Kipplüftung) für einige Zeit, bis die Luftfeuchtigkeit dauerhaft unter 50 Prozent gesunken ist. Dabei die Heizung auf kleine Stufe stellen, um die Luft zu erwärmen. So nimmt diese mehr Feuchtigkeit auf und mit nach draußen. Im Schlafzimmer kann nachts ein gekipptes Fenster oder eine Lüftungsanlage für gute Luft sorgen, insbesondere dann, wenn mehrere Personen in einem Raum schlafen. Pro Nacht gibt ein Mensch bis zu einem halben Liter Wasser ab. Das ist in etwa so viel wie bei einmal Duschen. Ein weiterer Vorteil: Die CO2-Belastung steigt nicht so hoch, dass beim Aufwachen Kopfschmerzen drohen.
Ein sogenannter "natürlicher Luftwechsel" über die Fensterlüftung funktioniert allerdings nur, wenn
der Grundriss der Wohnung ein Querlüften ermöglicht (zum Beispiel durch zwei gegenüberliegende Fenster)
das Wetter es zulässt (zum Beispiel durch Temperaturdifferenz oder Wind)
sich die Lage des Gebäudes dazu eignet (keine windgeschützte Innenhoflage, kein Erdgeschoss im Innenstadtbereich)
Besonderheit: Wohnungen im Souterrain oder Räume am Hang
Die Außenwände von Wohnräumen im Souterrain oder am Hang werden im Sommer durch das umgebende Erdreich gekühlt, vor allem wenn die Außenwände nicht gedämmt sind. Das ist zwar bei heißen Außentemperaturen angenehm, aber aufgrund der hohen Temperaturunterschiede zwischen Außen- und Innenraumluft kann das beim Lüften im Sommer zu Problemen führen. Oft wird in Souterrainwohnungen im Sommer auch nur kurz gelüftet, damit der Raum schön kühl bleibt.
In beiden Fällen bleiben aber die Wandoberflächen kalt und die warme Außenluft, die meist mehr Wasserdampf enthält als die Innenluft, kühlt an der Wandoberfläche ab und erhöht dort lokal die Feuchtigkeit. Dadurch kann Schimmel entstehen.
In einigen Fällen hilft es, wenn Sie diese Räume nicht tagsüber bei hohen Außentemperaturen, sondern nur in den kühleren Morgen- oder Abendstunden lüften. Doch aus der Innenraumluft kann nur dann durch Lüften Feuchtigkeit abgeführt und die Luft trockener werden, wenn die absolute Luftfeuchte (Wasserdampfgehalt in g/m³) in der Außenluft niedriger ist als im Innenraum.
Beim Lüften von Räumen im Souterrain können spezielle Lüftungsgeräte helfen, die selbständig das Innen- und Außenklima abgleichen und nur dann anspringen, wenn mit der Außenluft auch getrocknet werden kann.
Zusätzliche Maßnahmen zum Schutz vor Schimmel:
Erwärmen der Wandoberflächen: Mit einer intensiven Lüftung bei hohen Außentemperaturen wird es zwar zunächst feuchter, aber die Wandoberflächen können sich so erwärmen und das Raumklima verbessert sich.
Eine Dämmung der Kelleraußenwände spart nicht nur Heizenergie im Winter, sondern sorgt dauerhaft für wärmere Wandoberflächen und somit ein geringeres Schimmelrisiko in Souterrainwohnungen – auch im Sommer!
Einsatz eines Kondensationstrockners zur Luftentfeuchtung, wenn dessen Stromverbrauch möglichst niedrig ist.
Nutzung von Solarenergie: Ein oder mehrere Heizkörper, die mit überschüssiger Solarwärme betrieben werden, können Wohnungen aber auch Lager- oder Abstellräume im Keller im Sommer trocken halten.
Jeder bewohnte Raum sollte beheizt werden können – das gilt auch für einzelne Wohnräume im Souterrain oder Keller.
Achtung: Feuchte Wände im Kellergeschoss oder Souterrain können auch durch eine fehlende oder schadhafte Abdichtung der Außenwände die ans Erdreich grenzen verursacht werden. Bei starker Feuchtigkeit oder größeren Schimmelproblemen sollte daher immer auch die äußere Abdichtung von sachverständigen Fachleuten überprüft werden.
Für ein gesundes Wohnklima ist es ebenso wichtig, gut zu heizen. Beachten Sie daher auch unsere Hinweise zum richtigen Heizen.
Wie kann mich eine Lüftungsanlage unterstützen?
Eine Lüftungsanlage sorgt – je nach Bedarf und Einstellung – für einen gleichmäßigen und kontrollierten Luftaustausch. So kann an allen freien Wänden im Raum warme und trockene Luft vorbeiziehen und Feuchtigkeit abgeführt werden. Diese Technik kann eine sinnvolle Investition und Unterstützung sein, insbesondere wenn
die Zeit oder die Gelegenheit zum Lüften fehlt
die Fenster zum Lärm- oder Einbruchschutz nur selten geöffnet werden können
Schadstoffe und Pollen von außen aus der Frischluft gefiltert werden sollen
die Gebäudehülle nach der Erneuerung der Fenster oder der Sanierung des Daches wesentlich luftdichter geworden ist
Lüftungsanlagen reduzieren Schadstoffe und Feuchtigkeit in der Raumluft, schützen vor Schimmelbefall und können mit einer Wärmerückgewinnung beim Energiesparen helfen.
Worauf sollte ich beim Heizen achten?
1. Heizen Sie alle Räume: 16 bis 18 Grad oder wärmer einstellen
In der Heizperiode alle Wohn- und Schlafräume tagsüber auf mindestens 16 bis 18 Grad heizen, auch wenn einige nur selten genutzt werden. Bei einem schlechten Bauzustand ist oft eine höhere Temperatur erforderlich, um das Schimmelrisiko niedrig zu halten.
Versuchen Sie nicht, die ganze Wohnung nur mit einzelnen Heizkörpern zu beheizen. Temperaturunterschiede von mehr als 5 Grad zwischen Räumen innerhalb der Wohnung können schnell zu einem Schimmelproblem führen, zum Beispiel wenn warme, feuchte Luft aus einem Wohnraum in kühlere Räume gelangt. Daher sollten Sie zwischen unterschiedlich stark beheizten Räumen in der Wohnung die Türen schließen.
2. Lassen Sie Räume nicht auskühlen: Fenster nach dem Lüften wieder schließen
In der kalten Jahreszeit nicht vergessen, nach dem Lüften die Fenster wieder zu schließen und den Raum anschließend wieder zu beheizen. Beim Dauerlüften geht viel Wärmeenergie verloren und die Wände im Raum kühlen ab. Dann dauert es lange, bis der Raum wieder warm wird.
3. Nutzen Sie Heizungsluft effektiv: Heizkörper und kalte Wände nicht zustellen
Stellen Sie keine Möbel direkt vor Heizkörper oder kalte Außenwände, damit die Heizungsluft sich ungehindert ausbreiten und kalte Wandoberflächen erwärmen kann. Dies gilt insbesondere in schlecht gedämmten Gebäuden, wie zum Beispiel in unsanierten Altbauten.
Für ein gesundes Wohnklima ist es ebenso wichtig, gut zu lüften. Beachten Sie daher auch unsere Hinweise zum richtigen Lüften.
Wer hilft mir bei Fragen zum Heizen und Lüften weiter?
Bei Fragen zu den Themen Heizen, Lüften, Feuchtigkeit und Schimmel bieten die Verbraucherzentralen bundesweit verschiedene Beratungen an – auch bei Ihnen zu Hause. Wenden Sie sich am besten an Ihre nächstgelegene Beratungsstelle.
Wichtige Infos über Schimmel zum Nachhören
Im Podcast der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erfahren Sie, was Schimmel verursacht und wie man Schimmelbildung in Wohnräumen vermeiden kann, bzw. wie man ihn wieder wegbekommt.
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